Mia Aegerter

Nichts für Feiglinge

Künstlerin: Mia Aegerter
Album: “Nichts für Feiglinge”
VÖ: 23.06.2017
Label: Sophie Records
Website: http://www.miaaegerter.de

Bearbeitet:  @thorsten.ammann

Dieses Album ist „Nichts für Feiglinge“ (VÖ: 26.05.17). Aufrichtig und fragil, so schonungslos wie poetisch – wer sich auf Mia Aegerters Songs einlässt, muss damit rechnen erwischt zu werden. Ihre Stimme klingt direkt und unverstellt – und manchmal schmerzhaft ehrlich wie ihre Worte auch. Zwischen lakonischer Melancholie und bittersüßer Ironie erzeugt sie in ihren Texten eine Intensität, die einen in den Bann zieht. Die von Filmmusik inspirierten Kompositionen erzeugen eigene Bilderwelten im Kopf, ihr Singer/Songwriter-Indie-Folk kommt handgemacht, detailverliebt und mit einer Wärme daher, in die man sich fallen lassen möchte. Mias Gesang und ihre Gitarre stehen dabei ganz im Mittelpunkt, denn genau so hat sie auch alle ihre Songs geschrieben. Eine erwachsene Frau mit einem rastlosen Herz und Haltung, ohne dabei prätentiös zu sein. Irgendwie eindringlich und lässig zugleich – immer einen Finger in der Wunde und einen am Abzug.
In ihrer Heimat hat die gebürtige Schweizerin Mia Aegerter bereits vier Mundart- Alben veröffentlicht, eine goldene Schallplatte und alle großen Preise abgeräumt. Ein anderes Land, eine andere Zeit – denn auf ihrer fünften Platte, die ihre erste hochdeutsche ist, lotet die wortverliebte Schweizerin ihre musikalische Welt neu aus. Es ist eine persönliche Metamorphose hin zu mehr Mut und Zerbrechlichkeit – und zum Finden der eigenen Sprache: „Ich geb’s dir schwarz auf weiss, ich will Farbe bekennen“ wie es im Song „Farbe bekennen“ heißt. Mia Aegerters Gespür für Bilder, Wortspiele und Textzeilen, die im Gedächtnis bleiben, kombiniert sie mit Themen, für die man Mut braucht: auch vor Bindungsangst („Nichts für Feiglinge“, „Du kommst zu früh“), Verlust („Wenn einer von uns“, „Los lass los“) und Depression („Schwarzer Fleck“) macht sie keinen Halt.
Am Anfang des Schaffensprozesses dieses Albums war Mia grade nach Berlin gezogen, entdeckte die Musik von Nick Cave und Johnny Cash für sich und fand Verwandtschaft bei Daughter, Agnes Obel, Lou Dillion, Feist. Ein künstlerisch- musikalischer Neuanfang beginnt. Weg vom Mainstream und dem Druck der Musikindustrie gerecht werden zu müssen. Mia stellt sich ein kleines Team zusammen und veröffentlicht ihre Platte selbst. Im Vordergrund stehen Selbstbestimmtheit und Wahrhaftigkeit sowie der unbändige Wunsch etwas tief Berührendes zu schaffen. Ihre ständige Suche nach Inspiration prägt den Weg der letzten Jahre – ob der Umzug ins pulsierende Berlin-Friedrichshain oder ihre Reisen allein um die Welt, nur mit der Gitarre und einer Handvoll Sachen: „Ein Leben in der Comfortzone ist nicht so mein Ding…“ wie sie in dem Song Vagabundin singt, und weiter: „…was soll ich denn im Hafen, wenn ich Kolumbus sein kann?“